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Grundschule am Lakweg - Geschichten aus der Geschichte

1795: uralte Flurkarte als Namensgeber

„Lakweg“ und „Grundschule am ‚Lakweg‘“ – das sind recht merkwürdige und seltsame Bezeichnungen ohne Bedeutung in unserer Sprache. Doch in einer „Karte von dem im Amte Segeberg belegenen Kirchdorf Kaltenkirchen“ aus dem Jahre 1795 kann endlich des Rätsels Lösung gefunden werden. Am östlichen Ortsrand beim „Oersdorfer Feld“ lag das annähernd quadratische Flurstück „Laake“ – zweifellos der Namensgeber für Straße und Schule. Über die Bedeutung der uralten Flurbezeichnung darf aber getrost weiter gestritten werden. Das dänische Wort „Laak“ bezeichnete einen Sumpf – das passt, denn die feuchte Ohlauniederung lag in direkter Nachbarschaft. Da aber dänische Flurnamen in Kaltenkirchen eigentlich unüblich waren, könnte der Namen auch vom niederdeutschen „Lach“ abgeleitet sein – eine freie und offene Fläche. Es wäre ein Streit um des Kaisers Bart. Denn passen würde beides und nass-feucht war der Boden dort ohnehin. Auf einer Karte aus dem Jahre 1878 heißt das Gelände schon fast wie heute „Lagkoppel“.

Flurkarte von Kaltenkirchen aus dem Jahre 1795 - ein Feldstück am östlichen Ortsrand trug die Bezeichnung „Laake“ (Bild: Stadtarchiv Kaltenkirchen)

Flurkarte von Kaltenkirchen aus dem Jahre 1795 - ein Feldstück am östlichen Ortsrand trug die Bezeichnung „Laake“ (Bild: Stadtarchiv Kaltenkirchen)

 

Bis 1970: Ackerland und Landwirtschaft

Das Gelände am heutigen Lakweg wurde früher vor allem landwirtschaftlich genutzt. Das Ackerland am Ortsrand von Kaltenkirchen lag zwischen den Feuchtwiesen an der Wiesenhofstraße und dem sumpfigen Gelände entlang der Ohlau.

Karte von Kaltenkirchen (1954): Das Gebiet um den Lakweg (Kreis) war unbebautes Ackerland (Bild: landkartenarchiv.de)

Karte von Kaltenkirchen (1954): Das Gebiet um den Lakweg (Kreis) war unbebautes Ackerland (Bild: landkartenarchiv.de)

 

Bis zur Bebauung der Grundstücke an der Grenze zu Oersdorf geriet das Gelände nur vereinzelnd in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

 

Mitten im Ersten Weltkrieg war das Gebiet als Standort eines neuen „Heldenhains“ im Gespräch. Dieses militaristische Überbleibsel heißt jetzt „Ehrenhain“ und liegt am Ortsausgang in Richtung Schmalfeld. So blieb die Fläche am Lakweg frei – ein Glück für die heutige Grundschule. Auf dem Spielplatz „Alte Eiche“ gegenüber der Schule stand früher ein Holzhaus, das Ende der 1970er Jahre als erstes Kaltenkirchener Jugendzentrum genutzt wurde. Nicht unweit befand sich einst auch die Schießsportanlage des Schützenvereins, bis er zum Freizeitpark umzog. Daher heißt die Hauptstraße, von der der Lakweg abzweigt, auch heute noch „Schützenstraße“.

Luftbild von Kaltenkirchen etwa 1960er Jahre: Das Lakweggebiet lag am Rand der Bebauung, der Ort hatte noch dörflichen Charakter (Bild: Stadtarchiv Kaltenkirchen, Nachlass Hans Thies)

Luftbild von Kaltenkirchen etwa 1960er Jahre: Das Lakweggebiet lag am Rand der Bebauung, der Ort hatte noch dörflichen Charakter (Bild: Stadtarchiv Kaltenkirchen, Nachlass Hans Thies)

 

1978: Schulgründung auf Messers Schneide

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Kaltenkirchen nicht einmal 2.000 Einwohner. Durch die zahlreichen Flüchtlinge aus dem Osten verdoppelte sich dann die Zahl nach dem Krieg. Vor dem Hintergrund eines geplanten, aber zum Glück nicht realisierten Großflughafens stieg aber erst seit den 1960er Jahren die Einwohnerzahl der Gemeinde und ab 1973 der Stadt Kaltenkirchen rasant an. Im Jahre 1970 lebten hier etwa 7.000 Menschen, 1990 waren es bereits 13.000 und heute sind es rund 22.000 – darunter viele junge Familien mit Kindern.

 

Daher wurden in den letzten Jahrzehnten viele neue Schulen gegründet. Das „Schulzentrum II“ am Lakweg wurde 1973 eingeweiht. Damit wurden acht kleine Dorfschulen des Umlandes aufgelöst und außer der Förderschule gab es zunächst eine gemeinsame Grund- und Hauptschule.

 

Die heutige „Grundschule am Lakweg“ wurde am 1. August 1978 mit ihren fast 350 Schülerinnen und Schülern eigenständig, nachdem die Vertreter des Schulverbandes - Kommunalpolitiker aus Kaltenkirchen und der Umlandgemeinden - nach Unterstützung von Kollegium und Elternbeirat einen entsprechenden Beschluss mit den Stimmen der Landgemeinden gefasst hatten. Fast wäre die Schulgründung gescheitert, denn die Kaltenkirchener, unter ihnen auch der damalige erste Stadtrat Ingo Zobel, waren über die Parteigrenzen hinweg skeptisch und enthielten sich der Stimme. Bürgermeister Fehrs meinte sicher zu wissen, wovon er sprach, als er für seine Vorbehalte „hauptsächlich pädagogische Gründe“ anführte. Erster Rektor der neuen Grundschule am Lakweg wurde Dieter von Engelhardt, der dort dann 23 Jahre Schulleiter war.

Luftaufnahme vom Schulzentrum am Lakweg aus den Jahren vor dem Brand von 1997 (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

Luftaufnahme vom Schulzentrum am Lakweg aus den Jahren vor dem Brand von 1997 (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

 

1997: „Hurra, die Schule brennt!“, doch dann Ernüchterung

Am Nachmittag des 13. August 1997 brach in der Grundschule am Lakweg ein Großbrand aus, die übrigen Schulen des Schulzentrums blieben verschont. Brandursachen waren vermutlich die laufenden Arbeiten zur Dacherneuerung. Bereits wenige Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes gab es immer wieder Leckagen in den Flachdächern – davon konnten auch die anderen Schulen in der Stadt ein Lied singen. Erst nach Stunden konnten 271 Feuerwehrleute aus Kaltenkirchen und der gesamten Umgebung mit ihren vierzig Fahrzeugen die Flammen im Dach löschen. Die Schule musste für den Unterricht gesperrt werden. Das verschmutzte Löschwasser war mit langen Schläuchen aus dem Rückhaltebecken am Wiesendamm zur Schule gepumpt worden, durch alle Stockwerke durchgelaufen und stand knöcheltief in der Pausenhalle.

Großbrand am 13.8.1997: Das gesamte Dach wird zerstört, aber der größte Schaden entstand durch die Unmengen von verschmutztem Löschwasser. (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)
Großbrand am 13.8.1997: Das gesamte Dach wird zerstört, aber der größte Schaden entstand durch die Unmengen von verschmutztem Löschwasser. (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

Großbrand am 13.8.1997: Das gesamte Dach wird zerstört, aber der größte Schaden entstand durch die Unmengen von verschmutztem Löschwasser. (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

 

Zunächst wurden sicher zur Freude vieler Schülerinnen und Schüler die Sommerferien verlängert, aber kurz darauf mussten alle eine recht bittere Pille schlucken: Während der umfangreichen Sanierungsarbeiten fand der komplette Schulunterricht in der Grundschule Flottkamp statt – als Übergangslösung für gut drei Monate am Nachmittag! Das schlug in der Stadt hohe Wellen, es kam zu teilweise heftigen Elternprotesten und anhaltenden kontroversen Debatten. Doch die Art und Weise der Krisenbewältigung war sicher auch damals schon alternativlos. Im November hatte der reguläre Schulalltag alle wieder eingeholt, auch wenn die Sanierungsarbeiten erst im Frühjahr 2001 endgültig abgeschlossen wurden. Alles in allem hat das neue Dach dann 3,2 Millionen DM gekostet – Euros gab es noch nicht.

 

 

2002: Frischer Wind nach 23 Jahren – Arend Scharf wird Grundschulchef

Zum Schuljahresende 2001 wurde der langjährige Rektor Dieter von Engelhardt durch von Schulrätin Marianne Böttcher im Kaltenkirchener Bürgerhaus feierlich verabschiedet. Seine Konrektorin Petra Kleibömer übernahm bis zum Ende des ersten Schulhalbjahrs 2001/2002 kommissarisch die Leitung.

 

Der „Schulleiterwahlausschuss“ aus Vertretern des Kollegiums, der Eltern und des Schulverbandes entschied sich für Arend Scharf als neuen Schulleiter – er war Lehrer an der Grundschule Flottkamp. Noch vor seinem Amtsantritt äußerte er sich in einem programmatischen Presseinterview – die Forderung nach kleinen Klassen und integrativen Lernformen bleibt hochaktuell. Seine realistische Selbsteinschätzung aus dem Jahr 2002 können viele Grundschulgenerationen am Lakweg sicher bestätigen: „Meine Größe wirkt auf die Kinder manchmal beängstigend und wegen meiner zum Teil lauten Stimme gelte ich als streng, aber das bin ich eigentlich nicht.“ Wohl wahr.

Umschau vom 18.7.2001: Schulleiter Dieter von Engelhardt wird nach 23 Jahren von Schulrätin Marianne Böttcher verabschiedet (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)
Kaum verändert: Rektor Arend Scharf bei Amtsantritt 2002 (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

Umschau vom 18.7.2001: Schulleiter Dieter von Engelhardt wird nach 23 Jahren von Schulrätin Marianne Böttcher verabschiedet (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

Kaum verändert: Rektor Arend Scharf bei Amtsantritt 2002 (Bild: Archiv Grundschule am Lakweg)

 

2009: Dramatische Stunden - angekündigter Amokalarm

Nachdem ein Junge aus der achten Klasse der damaligen Hauptschule zwei Mitschülerinnen von seinem Plan eines Amoklaufs berichtet hatte, informierten die Mädchen unverzüglich eine Lehrkraft. Da der Schüler nicht zum Unterricht erschienen war, wurde morgens Alarm ausgelöst und die Polizei riegelte das gesamte Schulzentrum ab – mit einem Großaufgebot von etwa vierzig Beamten, darunter auch ein Sondereinsatz-Kommando.

 

Das Blutbad in einer Schule in Winneden etwa zwei Monate zuvor hatte siebzehn Todesopfer gefordert und war noch in frischer Erinnerung.

 

Alle etwa 500 Schülerinnen und Schüler der Förder-, Haupt- und Grundschule wurden nach und nach mit Bussen evakuiert. Diese brachten die Kinder und Jugendlichen aus den Umlandgemeinden nach Hause und die aus Kaltenkirchen zur Grundschule Flottkamp. Es herrschte unter den Eltern dann zeitweise Verwirrung und große Besorgnis, denn sie wussten nicht, wo ihre Kinder geblieben waren. Aber alles löste sich dann schnell in Wohlgefallen auf: Der unbewaffnete Schüler wurde mittags festgenommen, aber schnell wieder freigelassen, da zu keiner Zeit eine echte Bedrohung vorlag. Und die Schulkinder konnten schnell wieder von ihren erleichterten Eltern in Empfang genommen werden. So nahm einer der aufregendsten Tage der Lakwegschule sein glückliches Ende.

6.5.2009: ein Sondereinsatz-Kommando sicherte das Schulzentraum wegen der Androhung eines Amoklaufs (Bild: Kieler Nachrichten/‘Segeberger Zeitung)

6.5.2009: ein Sondereinsatz-Kommando sicherte das Schulzentraum wegen der Androhung eines Amoklaufs (Bild: Kieler Nachrichten/‘Segeberger Zeitung)

 

Aktuell: Modernes und erfolgreiches Schulprofil

„Wir alle sind die Lakwegschule!“ So heißt das Leitmotiv für die Grundlage des gemeinsamen Lernens in der Grundschule am Lakweg. Alle sollen sich dort zusammen wohlfühlen und einander vertrauen. Dabei ist eine Kernidee seit 2007, dass die Kinder in der ersten und zweiten Jahrgangsstufe gemeinsam unterrichtet und individuell gefördert werden und darüber hinaus flexibel auch drei Jahre in der Lerngruppe bleiben können. Damit hat die Schule ein Alleinstellungsmerkmal in Kaltenkirchen und kann stolz auf ihre Erfolge sein: Die bundesweiten Leistungstests bescheinigen den Lakwegkindern einen sehr erfreulichen Leistungsstand, ihre sozialen Kompetenzen und die Fähigkeit zum eigenständigen Arbeiten haben sich im Laufe der Zeit deutlich gesteigert. (Das vollständige Schulprofil finden sie hier). Zur Stärkung der Selbstbestimmung der Kinder und ihrer Fähigkeit zur Abwehr sexueller Übergriffe und anderer Gewaltmaßnahmen finden regelmäßig Projekte statt.

 

Gemeinsame Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler steigern das „Wir-Gefühl“ und die Identifikation mit der eigenen Schule. Dazu findet einmal im Monat und vor Weihnachten wöchentlich ein gemeinsames „Alegria“ - spanisch für „Freude“ - statt. Klassen, Arbeitsgemeinschaften oder einzelne Kinder präsentieren dabei in der Pausenhalle die Ergebnisse ihrer Arbeit und alle singen gemeinsam die Schulhymne. Das „Lakweg-Lied“ kennt jeder auswendig. (Den Text des Liedes finden sie hier). Auch der weitere Veranstaltungskalender kann sich sehen lassen: Begrüßungsfest, Lauftag, Adventsbasteln, Theaterbesuch, Klassenfeste, Faschingsfeier, Klassenreisen nach Amrum, Abschlussfahrten, die tränenreiche Abschiedsfeier und vieles mehr.

 

Besondere Höhepunkte sind die Zirkuswoche und die Tanzwoche. Sie finden immer in den Jahren statt, in denen die deutsche Fußballnationalmannschaft nicht um den Weltmeister- oder Europameistertitel kämpft. Dann ist es immer schwierig, Eltern für die Mithilfe zu gewinnen und genug Eintrittskarten zu verkaufen. In den Jahren mit internationalen Fußballturnieren finden dann Verkehrs- und Sicherheitstage statt.

Dr. Gerhard Braas 14. November 2019: Alle vier Jahre findet eine Projektwoche mit dem Zirkus „Zapp Zarap“ statt. Das Motto lautet: „Kann ich nicht war gestern!“ Die Kinder proben eine Woche und zeigen dann ihre Talente im ausverkauften Zirkuszelt. (Bilder
Dr. Gerhard Braas 14. November 2019: Alle vier Jahre findet eine Projektwoche mit dem Zirkus „Zapp Zarap“ statt. Das Motto lautet: „Kann ich nicht war gestern!“ Die Kinder proben eine Woche und zeigen dann ihre Talente im ausverkauften Zirkuszelt. (Bilder

Dr. Gerhard Braas 14. November 2019: Alle vier Jahre findet eine Projektwoche mit dem Zirkus „Zapp Zarap“ statt. Das Motto lautet: „Kann ich nicht war gestern!“ Die Kinder proben eine Woche und zeigen dann ihre Talente im ausverkauften Zirkuszelt. (Bilder: Sammlung Braas)

 

Das Lak – ein unbekanntes Wesen (Bild: Sammlung Braas)

Das lila Lak - ein unbekanntes Wesen

Und das Lak? Es ziert nicht nur die hellblauen T-Shirts und Mützen der Schülerinnen und Schüler. Bekanntermaßen frisst es Hefte, Anspitzer und Radiergummis und wird auch für den Verlust von Hausaufgaben sowie das Umrummeln der Schuhregale verantwortlich gemacht. Wie es auch sei, sein Ursprung wurde bisher weder historisch noch biologisch nachgewiesen und es ist auch noch kein Exemplar gefangen worden. Wenn es seinem Namen gerecht wird, müsste es sich nass anfühlen und feuchte Spuren hinterlassen. Vielleicht hilft das beim Aufspüren. Bis dahin bleibt das lila Lak das ewige Geheimnis der Grundschule am Lakweg.

 

Dr. Gerhard Braas   14. November 2019